Die Altstadt der bayerisch-fränkischen Stadt Rothenburg ob der Tauber mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ist immer einen Besuch wert. Mit unserem ersten Schützling, dem Haus in der Judengasse 10, verbirgt sich dort ein weiterer historischer Schatz. In dessen Kellergewölbe findet man Jahrhunderte alte Spuren, die auf den geschichtlichen Ursprung der Stadt und deren jüdisch geprägte Geschichte führen.
Das Baudenkmal in der Judengasse 10
Um 1409 erbaut, gehört das einstige Wohnhaus in der mittelalterlichen Altstadt zu den wenigen noch erhaltenen Gebäuden mit noch sichtbaren Zeichen der jüdischen Geschichte. Als Besonderheit befindet sich im Keller das einzige bislang bekannte jüdische Ritualbad der Stadt.
Das als „Mikwe“ bezeichnete Becken in der Judengasse 10 diente der Reinigung. Der Eintauchende wurde von ritueller Unreinheit befreit. Fünf Stufen führen in das 500 Liter fassende Bad hinein und ermöglichten ein gänzliches Untertauchen im Wasser. Das Rothenburger Judenbad ist erst in den 1980er Jahren wiederentdeckt und seither schrittweise genauer erforscht worden. Die Erkenntnis, dass die Mikwe bereits bei der Erbauung des noch heute existierenden Gebäudes vorhanden war, bedeutet eine Sensation für die Rothenburger Geschichte, aber auch darüber hinaus: damit ist es das älteste sicher bestätigte jüdische Ritualbad in Deutschland, das gemeinsam mit dem dazugehörenden Haus überliefert ist.
Zu den historischen Ausstattungsmerkmalen des Hauses zählt zudem die Bohlenstube im Obergeschoss. Diese stammt ebenfalls aus der Entstehungszeit des Hauses zu Beginn des 15. Jahrhunderts und darf zu den ältesten in ganz Bayern gezählt werden. Das historisch wertvolle Haus ist damit ein wichtiger Baustein bayerischer, fränkischer und insbesondere Rothenburger Geschichte.
Das über 600 Jahre alte Gebäude stand lange leer und geriet in Vergessenheit. Witterung, mangelnde Pflege und fehlende Beachtung trieben den Verfall voran. Dem arbeitet die Initiative Kulturerbe Bayern nun entgegen, seitdem sie das Stadthaus komplett auf spendenfinanzierter Basis in Obhut nahm.
Verein Alt-Rothenburg – Kulturgüter müssen für die Zukunft erhalten werden
Kulturerbe Bayern kümmert sich in Kooperation mit den Mitgliedern des Vereins Alt-Rothenburg e.V. um die Judengasse 10. Ziel ist die historisch fachliche Restauration und Sanierung des Hauses. Die Bohlenstube wird als Begegnungsraum ausgebaut. Für die große Eingangshalle im Erdgeschoss ist ein Veranstaltungsraum (unter anderem für kommerzielle Nutzung) vorgesehen. Zudem sollen Wohnräume geschaffen werden. Die historische Substanz des Gebäudes soll erhalten und mit einer besonderen Wohnqualität in Einklang gebracht.
Rothenburg ob der Tauber: Kurzer Überblick über die Stadtgeschichte
Ein geschichtsträchtiges Haus wie jenes in der Judengasse 10 fügt sich ausgezeichnet in die romantische Kulisse der Rothenburger Altstadt ein. Die mittelalterliche Struktur der erstmals im 12. Jahrhundert erwähnten Stadt ist weitestgehend noch heute sichtbar. Sie ist eine der wenigen noch gut erhaltenen mittelalterlichen Altstädte Deutschlands.
Obwohl der Dreißigjährige Krieg große Teile Europas verwüstete, konnte die frei Reichsstadt Rothenburg diese Zeit unberührt überstehen. Die Stadt war militärisch wie politisch unbedeutend und geriet dennoch zwischen die Fronten des Glaubenskriegs. Als evangelische Reichsstadt schwor sie dem katholischen Kaiser Ferdinand II. verpflichtend die Treue, obgleich ihre Bürger mit dem evangelischen Schwedenkönig Gustav Adolf sympathisierten. Kaum war der Krieg unbeschadet überstanden, verlor die Stadt weiter an Bedeutung und blieb von weiteren Zerstörungen verschont. Erst im Zweiten Weltkrieg traf ein Bombenangriff Teile der Altstadt. Die bedeutendsten Baudenkmäler blieben jedoch unversehrt, so auch das Haus in der Judengasse 10.
Sehenswürdigkeiten in Rothenburg ob der Tauber
Nicht nur wegen der gut erhaltenen Altstadt ist Rothenburg ein beliebtes touristisches Ziel. Die älteste und eine der bekanntesten Ferienstraßen kreuzt die mittelfränkische Kleinstadt in Bayern. Von Würzburg führt die Romantische Straße über das Taubertal nach Rothenburg und weiter bis nach Füssen.
Auch der Jakobsweg verläuft unterhalb des städtischen Burggartens und führt viele Touristen und Pilger in die Stadt. Ihr Ziel ist in erster Linie die Jakobskirche. In Verbindung mit dem berühmten Pilgerweg darf Rothenburg mit dem Signet „UNESCO Weltkulturerbe“ auf sich aufmerksam machen.
Museen in Rothenburg ob der Tauber– Einen Besuch wert
Rothenburg steckt voller Sehenswürdigkeiten. Zu diesen zählt auch das mittelalterliche Kriminalmuseum. Wer das Rechtsgeschehen der letzten 1000 Jahre erleben möchte, dem bietet die Ausstellung einen guten Einblick. Es ist das bedeutendste Rechtskundemuseum Deutschlands und birgt Folter- und Hinrichtungsgegenstände als Ausstellungsstücke, aber auch alte Gesetztestexte und Anleitungen zu Hexenprozessen.
Mit vielen weiteren Museen und geschichtsträchtigen Gebäuden bietet Rothenburg eine breite Vielfalt an Sehenswertem und an Kultur. Gerade deshalb ist es wichtig, das historische Stadthaus in der Judengasse 10 als weitere Besonderheit zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Veranstaltungen in Rothenburg ob der Tauber
Werden Sie Gebäudepate! Die Kosten, um das Gebäude vor dem Verfall zu bewahren und wieder zu einem lebendig genutzten Ort umzugestalten, belaufen sich laut aktuellen Schätzungen auf rund 1,5 Millionen Euro. Kulturerbe Bayern ist dabei auf Ihre Mitwirkung angewiesen: Um das Gebäude wieder in einen lebendig genutzten Ort zu verwandeln und als echtes Schmuckstück für kommende Generationen zu bewahren, kommt es auf Ihre Hilfe an! Werden Sie Pate und tragen Sie dazu bei, ein bedeutendes historisches Gebäude zu retten und ein neues Highlight unter den Sehenswürdigkeiten Rothenburgs entstehen zu lassen.
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