Bayerischer Hof in Münchberg

Majestätisch, prachtvoll, erhaben: Es gibt viele Worte, um den »Bayerischen Hof« in Münchberg zu beschreiben und dennoch will keines davon richtig passen. Mancher mag das Gebäude mit seinem langen Seitentrakt und den elf Fensterachsen sogar als dominant bezeichnen, doch musste es sich in der Zeit seiner Errichtung mit Prunkbauten der königlich-bayerischen Regierung messen, die sich am Klosterplatz wie Perlen aneinanderreihten. In Gesellschaft des Rentamts, der Webschule und des Amtsgerichts bildet der Bayerische Hof bis heute ein Ensemble, das den Stolz der einstigen Bezirkshauptstadt Münchberg verkörpert, deren illustre Gäste er ab 1831 als Poststation begrüßte. Unter ihnen war auch die verwitwete Königin Karolin von Bayern, die ihm schließlich seinen Namen einbrachte.

Inbegriff fränkischer Wirtshauskultur

Viel Glück allerdings hatte Friedrich Kapp, so der erste Eigentümer, mit seinem Prachtbau nicht: Schon 1834 waren Teile des Gebäudes einem Feuer zum Opfer gefallen, ehe es, kurz nach der kostenaufwändigen Sanierung, 1837 der letzte und zugleich verheerendste Stadtbrand in der Geschichte Münchbergs komplett zerstörte.

Gemeinsam mit der nahegelegenen Ludwigstraße wurde auch der Bayerische Hof in seinem heutigen Erscheinungsbild von 1838 bis 1840 neu errichtet und reiht sich damit ein in eine wahre Prachtallee des bayerischen Residenzstils. Tatsächlich gibt es manche, die es gar als »das schönste Klenze-Ensemble außerhalb Münchens« bezeichnen. 1848 kam die Zeitenwende: Aus der Stadt, die bereits seit dem 18. Jahrhundert ein Zentrum der Textilindustrie war, wurde durch den Anschluss an die Ludwig- Süd-Nord-Bahn ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, was den Todesstoß für die Postkalesche bedeutete.

Der Bayerische Hof wurde daraufhin zum einfachen Gasthaus, ehe ihn 1911 die Besitzer der Privatbrauerei »Mönchsbräu, Holper & Langheinrich« zu ihrer ersten Schankstatt kürten. Die weitläufigen Kelleranlagen geben bis heute beredtes Zeugnis aus jener Zeit.

Während der NS-Diktatur wurden von hier die am Bau der Autobahn A9 beteiligten Kolonnen versorgt, ehe nach dem Einmarsch der Amerikaner bis 1947 ein Offiziersklub eingerichtet wurde. Überregionale Berühmtheit erlangte schließlich das Nachtlokal »La Luna« der 1970er-Jahre, das bis heute als beinahe sagenumwobener Ort und Gegenstand unzähliger Anekdoten gilt.

Bayerischer Hof in Münchberg

Ab 1980 herrschte schließlich wieder – im Vergleich da-zu – normaler Betrieb: »Der Bayerische« wurde zum Inbegriff der fränkischen Wirtshauskultur, die sich im Jahr 2013 ihrem traurigen Ende näherte. Für eineinhalb Jahre war sich niemand darüber im Klaren, was man mit dem ausladenden Komplex machen könnte, doch herrschte die einhellige Meinung, dass es irgendeinen Weg geben musste, ihm wieder Leben einzuhauchen. Derjenige, der es schließlich in die Hand nahm, war Michael Knefel: Einst selbst Besucher des Gasthofs, fühlte er sich direkt angesprochen, als er von Berichten über das Ende des »BH« hörte.

2014 begann die umfangreiche Sanierung, die er gemeinsam mit Freunden und seiner Familie stemmte. Dabei kam auch mancher Schatz zutage: »Das Highlight war die alte Gassenschänke, die wir unter einer Rigips-Platte entdeckt haben«, schwärmt der Gastronom noch heute. Aber auch die historische Holzvertäfelung hatte die Wirren der Vergangenheit unter einigen Lagen Putz wohlbehalten überstanden und bringt mittlerweile wieder die berühmte Gemütlichkeit in die weit ausladenden Wirtsräume, in deren Ecken man überall Spuren der Vergangenheit entdecken kann. Sorgsam in das neue Konzept eingebunden wurden so Teile der Tapeten mit tropischen Pflanzen, die aus der Zeit des »La Luna« stammen, oder die offen gelegten Backsteinmauern, die der Wirtschaft ein rustikales Flair verleihen.

Micha Knefel, der kein gelernter Koch ist, aber dafür »selbst unglaublich gern isst«, hat mit dem »Bayerischen« einen Ort geschaffen, der weitaus mehr darstellt als eine bloße Gastwirtschaft. Er ist wieder ein Zentrum der Stadt und zugleich ein gern besuchter Treffpunkt für alle Generationen, die bei »grupfter Sau« (fränkisch für »Pulled Pork«) oder selbstgemachten Burgern die Geselligkeit fränkischer Wirtshauskultur genießen möchten. Biertastings lokaler Brauereien, Gin-Tastings, Weinproben und Muck-Turniere runden das Konzept als Mischung aus Tradition und neuen Ideen wunderbar ab.

Autor: Adrian Roßner ist Historiker und stellt, u. a. seit 2018 im Bayerischen Fernsehen, spannende Kapitel aus der fränkischen Geschichte vor. Er ist außerdem regionaler Ansprechpartner für KULTUR ERBE BAYERN in Oberfranken.

 

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Name:

Bayerischer Hof

Adresse:

Klosterplatz, 295213 Münchberg

Kontaktdaten: