Klostergasthof Holzen in Allmannshofen

Spektakulär ist sie auf den ersten oberflächlichen Blick nicht unbedingt, die Gegend nördlich von Augsburg bis zur Donau. Wie ein breites Band zieht sich hier die Lech-Ebene, flankiert vom Schmuttertal, ab der schwäbischen Bezirkshauptstadt in Richtung Norden. Besuchenswert ist die Landschaft dennoch: An ihrem vergleichsweise steilen westlichen Rand liegen – immer noch – bäuerlich geprägte Dörfer, am besten mit dem Fahrrad zu entdecken und zu durchstreifen.

Spiritualität trifft Weltliches

Auf der Höhe der Schmutterleite sind eine ganze Reihe beeindruckender Relikte der Kultur- und Herrschaftsverhältnisse früherer Jahre zu finden: Die beeindruckende Wallfahrtskirche St. Jakobus südlich von Biberbach mit ihrem spätromanischen Kruzifix, das als „Liabs Herrgöttle von Biberbach“ verehrt wird, gehört ebenso zu den Preziosen des Landstrichs wie die Burg Wald mit ihrem beeindruckenden Bergfried, erbaut ab 1525 von den Fuggern als Lehnsherren.

Etwas weiter nördlich erhebt sich Kloster Holzen mit seinen beiden markanten Türmen auf dem sogenannten Karlsberg. Gegründet worden war es ursprünglich unten im Tal als Benediktiner-Doppelkloster. Dort haben Kriegszerstörung und Verfall bis ins 17. Jahrhundert hinein immer wieder Neuanfänge und Wiederaufbauten nötig gemacht. Die ruhigeren Zeiten begannen 1696 mit der Grundsteinlegung für die Neuanlage am heutigen Standort.

Mit der Säkularisation wurde das Kloster zum Schloss und zum Sitz der Grafenfamilie Treuberg. 1927 erwarb die St. Josefskongregation Ursberg den umfangreichen Komplex mit angrenzenden Liegenschaften, belebte das Kloster neu und richtete ein Heim für geistig behinderte und alte Menschen ein. Seit 1996 betreibt das Dominikus-Ringeisen-Werk auf dem überwiegenden Teil des Klostergeländes Einrichtungen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, mit Körperbehinderung, Autismus oder erworbener Hirnschädigung. Sie leben hier in Wohngruppen, gehen in Werk- und Förderstätten Ausbildung und Beschäftigung nach und produzieren unter anderem auch Waren für den Laden Kloster Holzen, in dem Keramik- und Holzartikel, Gemälde, Grußkarten und selbstgemachte Säfte aus dem eigenen Obstgarten, Liköre sowie Honig von den Holzener Bienen verkauft werden.

Die Klosterkirche – ein Kleinod des Barocks von Franz Beer – dient heute als Pfarrkirche. In Teilen des Klostergebäudes gehen vier Schwestern der Ursberger Kongregation weiterhin ihrem kontemplativen Ordensleben nach. Die restlichen Bereiche der historischen Baulichkeiten sind behutsam zu einem Hotel, zu Tagungsräumen und – davon soll hier schwerpunktmäßig die Rede sein – zu einem Klostergasthof umgestaltet worden. Letzterer, untergebracht in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude von 1720, beeindruckt zunächst durch seine baukünstlerische Qualität.

Schon beim Eintritt fällt das hohe, von schlanken Rundsäulen getragene Gewölbe mit seiner feinen, pastellfarbenen Rankenmalerei ins Auge. Ausstattung und Einrichtung sind hochwertig, solide und einladend, in warm-dunkelrötlichem Holz gearbeitet.

Klostergasthof Holzen in Allmannshofen

Eine Einkehr also, die rundum zum Niederlassen und Genießen einlädt. Die Gäste erwartet ein saisonal ausgerichtetes Angebot von regionalen Spezialitäten wie etwa dem Schweinebraten à la „Schwester Theresia“ mit einer Bier-Kümmel-Sauce und kulinarischen Highlights wie das Kalbsbries „Französischer Art“, serviert auf Weißbrot mit Sauce Hollandaise und Wildkräutersalat.

Der freundliche Service, die angenehme Gastlichkeit des Hauses und der privilegiert mitten im Ensemble gelegene Biergarten seien extra und positiv erwähnt.

Eine Reihe von bayerischen Klöstern gelten aktuell als denkmalpflegerische Problem-, manchmal sogar Notfälle. In Kloster Holzen scheint die erfolgreiche Weiternutzung gelungen. Der umfangreiche Gebäudebestand des Areals, seine geschichtliche Bedeutung und seine Eigenschaft als geistiges, soziales und wirtschaftliches Zentrum sind erhalten und überall auf dem Gelände sichtbar. So hat Holzen als Lebensort, Begegnungsstätte und Genusspunkt eine aussichtsreiche Zukunft.

Autor: Martin Wölzmüller (†). Unser Autor war von 2003 bis 2019 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und repräsentierte in dieser Funktion den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege als Schatzmeister im Vorstand von KULTUR ERBE BAYERN.

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Name:

Kloster Holzen Hotel GmbH

Adresse:

Klosterstraße 1, 86695 Allmannshofen

Kontaktdaten: