Kulturerbe genießen: Die Klostermühle in Altenmarkt

Ob Fuchsnfouda, Schoppala, Semmelschnidl, Ritsche oder Zwirl - wer in einem authentischen Ambiente bodenständige Oberpfälzer Hausmannskost genießen will, der ist in der Klostermühle von Altenmarkt an der richtigen Adresse. Dabei verbindet sich mit der namensgebenden Mühle eine lange Tradition: 1135 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt.

Text: Sybille Krafft

“Mühlenherrin” Melanie Rauscher führt in ihrer Wirtschaft ein ebenso herzliches wie handfestes Küchenregiment. Von Beruf ist sie Ökotrophologin, also eine Ernährungsfachfrau, was für eine Gaststätte keine schlechte Voraussetzung ist. Auf den Teller kommt ihr nur, was frisch aus der Region stammt: von der Beerengrütze bis zum Ringelblumensalat.

Wie zu Großmutters Zeiten wird in der Klostermühle noch auf dem Holzofen gekocht. Für den brennbaren Nachschub sorgen gute “Mühlengeister”, die überall dort Hand anlegen, wo es auf dem großen Anwesen gerade Not tut. Zur Mühle gehören nämlich ein Vierseithof, sechs Kilometer Fischwasser und ein herrlicher Blumen- und Kräutergarten. Dort wachsen die Zutaten für viele Gerichte gleich vor der Küchentür – von den Borretschblüten bis zur Kapuzinerkresse.

Vorbildliche Heimatpflege

Versteckt, verträumt und etwas verwunschen liegt Altenmarkt am mäandernden Mühlbach. Seit dem 9. Jahrhundert führt eine Handelsstraße hier nach Böhmen, und die gut 220 Altenmarkter sind stolz darauf, älter zu sein als das benachbarte, viel größere Cham. Am allerältesten ist jedoch die Klostermühle, urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1135. Bis zur Säkularisation war sie das Eigentum verschiedener Klöster (Reichenbach, Amberg, Neunburg) und trägt deshalb bis heute ihre einstigen Herren im Namen. Als 1985 der letzte Müller von Altenmarkt starb, verfiel das ohnehin schon ruinöse Gebäude immer mehr. Zum Glück haben es die Rauschers 1994 gekauft und mit tatkräftiger Hilfe von Familie und Freunden sieben Jahre lang saniert. Inzwischen stecken in dem alten Gemäuer rund 20 000 Stunden Eigenleistung! Für die Rettung des denkmalgeschützten Gebäudes haben Alfred und Melanie Rauscher viele Auszeichnungen erhalten, so die Denkmalschutzmedaille des Freistaates Bayern, einen Preis der Hypo-Kulturstiftung und die Medaille für vorbildliche Heimatpflege.

Sitzbänke unter Efeu in der Klostermühle Altenmarkt

Mehr als ein Wirtshaus mit Bauernladen

Zur Klostermühle gehört auch ein Bauernladen, der nur Lebensmittel aus der Region anbietet. Es ist ein Kaufladen wie aus dem Bilderbuch: bunt, überschaubar und voll herrlicher Gerüche und Genüsse. Geführt wird er von Christine Klein, die im Sommer als Sennerin auf einer Chiemgauer Alm arbeitet und von dort ihren eigenen Käse mitbringt. Auch sonst ist im Altenmarkter Bauernladen alles frisch und selbstgemacht. Ob Brot, Kuchen, Honig oder Saft – man kann sich hier darauf verlassen, dass nur das drin ist, was auch drauf steht. So stammen Obst und Gemüse natürlich nur aus heimischen Gärten, wie die Früchte von 45 (!) verschiedenen Marmeladensorten. Die Klostermühle Altenmarkt ist jedoch mehr als ein Wirtshaus mit Bauernladen. Sie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem ländlichen Kulturzentrum mit einem vielfältigen Angebot entwickelt. Die Veranstaltungspalette reicht von Aquarellmalen bis zu Yogakursen, und so haben es die Rauschers geschafft, neues Leben in ihre alte Mauern zu bringen. Schließlich gibt es hier auch noch ein liebevoll eingerichtetes Mühlenmuseum. Am Wochenende führt Alfred Rauscher seine Gäste selbst durch die originalgetreu renovierten Räume und erklärt dort die Handwerksgeschichte vom Mühlstein bis zum Walzenstuhl.

Pfad zur Klostermühöle Altenmarkt

Deftige Brotzeit, Gemütliche Einrichtung, Musik und Gesang

Doch zurück zur Wirtschaft. Eine deftige Oberpfälzer Brotzeit mit Tellersülze und Glaslfleisch gibt’s hier jeden Tag. Ausgekocht wird aber nur auf Vorbestellung, am Wochenende und an besonderen Aktionstagen wie am Marktfest der Dorfgemeinschaft. Bei schönem Wetter kann man im kleinen, romantischen Biergarten sitzen und zum regionalen Schnapperlbier alte Oberpfälzer Erdäpfelgerichte genießen: zum Beispiel den Zwirlbröslschmarrn mit selbstgemachtem Sauerkraut, Apfelmus oder “gstandner” Milch. Wenn’s kälter ist, sitzt man am Kachelofen in der gemütlichen Bauernstube, wo noch Balken aus der Barockzeit und Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert erhalten sind. Die neue Einrichtung orientiert sich an alten Vorbildern: schmale Bänke, massive Tische, Holzboden und Herrgottswinkel. Bodenständig sind hier nicht nur Mobiliar und Kost, sondern auch die Musik. Schließlich wurde die Klostermühle als “musikantenfreundliches Wirtshaus” ausgezeichnet. Wer Glück hat, kann die “Mühlenherrschaft” auch beim Singen und Musizieren erleben und damit gleich mit mehreren Sinnen hier einkehren.

Klostermühle Altenmarkt
Altenmarkt 6
93413 Cham

www.klostermuehle-altenmarkt.de
Anmeldung unter 09971-760 871
Bauernladen: Donnerstag/Freitag 9-19 Uhr, Samstag 9-13 Uhr
Gaststätte ohne Ruhetag; Mühlenführung nach Vereinbarung

Wegbeschreibung:
Die Klostermühle liegt am südlichen Stadtrand von Cham nahe der Rodinger Straße.Dr. Sybille Krafft spürt in ihren zahlreichen Filmen und Geschichten als den Veränderungen der Lebenswelt und ihren Auswirkungen auf die Menschen nach. Den Umgang von Menschen mit Denkmälern porträtiert sie in der legendären Reihe „Leben mit einem Denkmal“. Sie wurde 2017 mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet und ist als Vorstand bei Kulturerbe Bayern aktiv. Dieser Artikel erschien zuerst in der Ausgabe 2/2012 der Zeitschrift aviso und kann hier im Original nachgelesen werden. aviso ist die Zeitschrift für Wissenschaft Kunst in Bayern und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst herausgegeben.

Kulturerbe lässt sich vorzüglich in historischen Gaststätten genießen. Wir stellen im Blog die schönsten denkmalgeschützten Einkehrmöglichkeiten Bayerns vor.

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