Darauf haben KULTUR ERBE BAYERN und der Verein Alt-Rothenburg lange gewartet: ein unverhüllter Blick auf die beiden Gebäude Judengasse 10 und 12 in Rothenburg ob der Tauber.
Das für die statische Sanierung der Gebäude notwendige Gerüst konnte Anfang November abgebaut werden. Mit der Instandsetzung der spätmittelalterlichen Häuser, die KULTUR ERBE BAYERN und der Verein Alt-Rothenburg parallel miteinander vorantreiben, wurde im Herbst 2020 begonnen, die Fertigstellung wird für Herbst 2023 erwartet.
Seit 2020 ist das Dachwerk der Häuser rekonstruiert worden, die Dächer wurden – zum größten Teil – mit historischen Ziegeln neu gedeckt und die Häuser statisch-konstruktiv instandgesetzt. Jetzt folgen Arbeiten im Fundamentbereich. Im Frühjahr – wenn es keinen Frost mehr gibt – wird der durchgängige Oberputz aufgetragen.
Gebäudepate werden und die Instandsetzung des historischen Hauses unterstützen
Herausforderungen gab es in den zurückliegenden Monaten genug: „Kleines Haus, großes Projekt – so lässt es sich wohl gut zusammenfassen“, meint Paul Mössmer, Architekt bei KULTUR ERBE BAYERN, mit Blick auf die Judengasse 10. Er erläutert: „Allein die Baukosten haben sich seit der Ausgangsplanung im Juni 2019 um rund 20 Prozent erhöht. Weitere Kostensteigerungen sind leider angesichts von Materialknappheit und Personalengpässen in der Bauwirtschaft nicht auszuschließen. Teilweise haben wir damit gekämpft, dass Betriebe, die wir zu einer Ausschreibung eingeladen hatten, aus Kapazitätsgründen keine Angebote abgeben konnten.“ Aber es gab und gibt sie dennoch, die Denkmal-enthusiastischen Unternehmen, die sich genau solchen Herausforderungen stellen wollen, wie es sie beim Projekt Judengasse 10 und 12 gibt.
Eine dieser Spezialaufgaben war etwa die Sicherung des Gewölbes über der jahrhundertealten Mikwe im Keller der Judengasse 10. Das jüdische Ritualbad ist das sichtbarste Zeichen der besonderen Geschichte der Judengasse 10 – und soll in Zukunft für alle zugänglich sein, als älteste Mikwe in Deutschland, die noch mit dem dazu gehörenden spätmittelalterlichen Gebäude überliefert ist.
Bei der Sicherung des Gewölbes war Tüftlergeist gefragt. Zur Entlastung musste ein Stahlgerüst eingezogen werden. Dazu wurden zwei Stahlträger in 20 Einzelteilen gefertigt, die schließlich Stück für Stück über dem Gewölbe montiert wurden. Dabei erhielten die vier Füße der beiden Stahlträgerbögen ein Fundament von jeweils einer Tonne Beton. Wenn Ende des kommenden Jahres die Instandsetzung komplett abgeschlossen sein wird, wird niemand mehr etwas von diesen notwendigen, aufwendigen Sanierungsschritten sehen. Vielmehr helfen solche Maßnahmen, dass möglichst viel der alten, historischen Bausubstanz ins Morgen gerettet werden kann.
Sie können auch weiterhin für die Judengasse 10 aktiv werden und die Instandsetzung unterstützen. Werden Sie Gebäudepate! Wählen Sie ein Bauteil aus und verbinden Sie dieses mit Ihrer Spende. Mit Ihrer Spende helfen Sie, dass die Judengasse 10 zu einem neuen kulturellen Angebot in Rothenburgs faszinierender Altstadt wird.